Corona und Geringqualifizierte:
Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie erhöhen den Druck auf den Arbeitsmarkt – insbesondere für geringqualifizierte Beschäftigte.
Für fast vier Millionen sogenannte „gering literalisierte“ Erwerbstätige (Leo Studie 2018, Universität Hamburg, S.11) stellt sich die Frage, wie in Pandemie-Zeiten die Integration in den Arbeitsmarkt gesichert werden kann.
Langfristige Folgen für die Wirtschaft
Das Institut für Wirtschaftsforschung (München) hat die langfristigen wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie erforscht (ifo Institut 2020, Ragnitz, J.). Der Autor warnt, dass etliche Arbeitskräfte im Zuge der Pandemie ihren Arbeitsplatz verlieren könnten (S.25).
Außerdem wird in dem Bericht prognostiziert,
“(…) dass ein Teil davon aufgrund veränderter Qualifikationsanforderungen seitens der Arbeitgeber oder aufgrund einer Veränderung der Wirtschaftsstrukturen nicht wieder in Beschäftigung zurückfinden wird, (…)” (ebd.).
Geringqualifizierte Beschäftigte besonders betroffen
Welche Auswirkungen solche veränderten Qualifikationsanforderungen haben werden, lässt sich nur vermuten. Klar ist jedoch, dass sich Beschäftige mit niedriger Qualifikation schon vor der Krise mit dem Risiko des Arbeitsplatzverlustes konfrontiert sahen (Institut der deutschen Wirtschaft 2019, Schöpper-Grabe, S./ Vahlhaus, I., S.46). Schon in 2018 gaben 2/3 der Unternehmen an, dass Bedarfe an Flexibilität, Kommunikationsfähigkeit und grundlegenden PC-Kenntnissen für diese Mitarbeitendengruppe gestiegen sind (IW-Personalpanel 2018; Institut der deutschen Wirtschaft). Durch Bedingungen der Distanzkommunikation in Corona-Zeiten sind solche Grundkompetenzen noch stärker gefordert. Laut Bundesagentur für Arbeit zeichnet sich schon jetzt ab, dass Arbeitnehmende mit geringfügig entlohnter Beschäftigung besonders durch die coronabedingten Maßnahmen betroffen sind (Bundesagentur für Arbeit 2021).
Grundbildung als Bestandteil der Personalentwicklung
Gleichzeitig wird der Fachkräftemangel durch erschwerte Einwanderungsbedingungen in der Corona-Krise vielfach noch verschärft – insbesondere in den Bereichen Bau, Handwerk und Pflege (Handelsblatt 2020, Specht et. al.). Aufgrund des demografischen Wandels könnten im Jahr 2025 ohnehin schon 2,9 Millionen Erwerbstätige deutschlandweit fehlen (vgl. Prognos 2019, Ehrentraut). Angesichts solcher Entwicklungen stellt sich für Arbeitgebende die Frage, wie man Fachkräftesicherung weiter gewährleisten kann (Fachkräftemigrationsmonitor 2021, BertelsmannStiftung).
Diese Herausforderungen machen deutlich, wie wichtig ist es, Ressourcen in die Arbeitsplatzsicherung zu investieren. Die Grund- und Weiterbildung von Geringqualifizierten sollte sukzessive als Bestandteil der Personalentwicklung integriert werden – nur so kann veränderten Qualifikationsanforderungen entgegengewirkt werden, nur so lassen sich Potenziale auch zukünftig wirksam ausschöpfen.
Download
LEO Studie 2018 – Leben mit geringer Literalität, Universität Hamburg, 2018
Grotlüschen, Anke et al., Pressebroschüre
Langfristige wirtschaftliche Auswirkungen der Corona-Pandemie, ifo Institut, Institut für Wirtschaftsforschung (München), 2020
Ragnitz, Joachim
Grundbildung und Weiterbildung für Geringqualifizierte – Ergebnisse einer IW-Unternehmensbefragung, Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln, IW-Trends, Nr.1, Jg. 46, 2019
Schöpper-Grabe, Sigrid / Vahlhaus, Isabel
Fachkräftemigrationsmonitor: Fachkräfteengpässe von Unternehmen in Deutschland, Bertelsmann Stiftung, 2021
Mayer, Matthias / Clemens, Marius